Bereits zum zweiten Mal machten sich die Ursulinenschulen in Werl zum alljährlichen Patronatsfest der heiligen Angela zur Wallfahrtsbasilika auf, um dort gemeinsam mit dem Wallfahrts-Team und den Schwestern des Ordens den Festtag zu begehen.
Beginnend am 27. Januar 2025 und in fünf „Tages-Etappen“ sollten alle Klassen und Stufen beider Schulen die Möglichkeit haben, an einem Gottesdienst teilzunehmen. Auch die Gemeinde vor Ort war dazu herzlich eingeladen. Damit waren zwar die organisatorischen Rahmenbedingungen festgelegt, aber – wie jedes Jahr – wurde händeringend nach einer „inhaltlichen Füllung“ gesucht und die Frage gestellt: Was kann uns diese Frau, die vor 600 Jahren lebte, heute noch sagen? In der Regel bleibt es gerne bei den zentralen Informationen: Geburts- und Sterbedaten, Wohnort und Tätigkeit, Gründerin des Ursulinenordens ... die Bedeutsamkeit der Bildung-insbesondere für Mädchen. Bei der anlogen Recherche stieß ich dann auf ein kleines grünes Heftchen einer polnischen Ursulinen-Kongregation in englischer Sprache. „Das ABC der ursulinischen Erziehung“. Daraus ließe sich doch etwas machen ... Schnell waren Bezüge zu unserem pädagogischen Tun hergestellt und fünf „Bausteine“ gefunden, die uns an den fünf Werktagen innerhalb der Gottesdienste inhaltlich begleiten sollten: das Doppelgebot der Liebe, Vertrauen, Sanftmut, Respekt und Freundlichkeit erschienen nicht nur zeitgemäß, sondern auch schülernah. Die abgedruckten Verse bzw. Themen stammten entweder aus Angelas Feder selbst (Auszüge aus den Ratschlägen oder aus dem Vermächtnis) oder bildeten Deutungen der Kongregation ab.
So stand jeder Wochentag unter dem Zeichen eines anderen „pädagogisch-theologischen“ Themas, mit dem die Schüler nicht nur etwas Konkretes verbinden konnten, sondern auch Einblicke in die Weisungen der hl. Angela erhielten.
Es wurde deutlich, dass die Liebe die Grundlage aller Handlungen der hl. Angela ist. Wichtig war auch, dass man die Hoffnung und den festen Glauben an Gott nicht verlieren solle, da er „euch in allen helfen“ wird (Prolog zu den Ratschlägen, 15). Darüber hinaus solle man Abstand nehmen, „etwas mit Gewalt erreichen zu wollen“ (Ratschlage 3, 8-11). Dies resultiere auch aus der Tatsache, dass Respekt sich darauf gründe, dass jeder Mensch von Gott als seinem Ebenbild geschaffen und damit geliebt sei. Freundlichkeit mache daher deutlich, dass die andere Person, das Gegenüber, nicht aufgegeben werde.
Diese o.g. zentralen Aussagen wurden von den Zelebranten in kindgerechter Sprache transportiert und auch mit den Schrifttexten und den jeweiligen (weiteren) Heiligen des Tages verknüpft (z.B. des Hl. Don Bosco) und am Ende als kleine „Hosentaschen-Zettel“ nach Gottesdienstende mitgegeben.
Es ist sicherlich - nicht nur im Rahmen des Patronatsfestes der Heiligen Angela - lohnenswert, sich mit ihren Originalschriften auseinanderzusetzen. Auch wenn diese über 600 Jahre alt sind und die Sprache, gerade für unsere Schüler fremd ist, lohnt sich eine angemessene „Übersetzung“ ihrer Gedanken. Die von uns für die Angelawoche herausgestellten Bausteine zeigen in heutiger Zeit und in unserem täglichen Miteinander im Schulalltag ihre Aktualität und Bedeutsamkeit. Vielleicht bietet eine solche Übersetzung ungeahnte Chancen, den Blick auf die ursulinische Erziehung zu erweitern, die eigentlich das tragende Fundament unseres schulischen Alltags sein sollte.